An den Schierker Klippen
26. April 2010
Wieder einmal ein Besuch in Schierke im Harz. Wer einmal am Feuerwasser roch, den zieht es wieder her. Genaugenommen bin ich seit meinem sechsten Lebensjahr immer wieder mal hier her gekommen. Doch so nah, dem Ort meiner frühesten Urlaubserinnerung noch nie. Das ehemalige FDGB-Heim steht gleich neben der Villa am Brocken, in der meine Herzdame und ich Quartier bezogen haben. Doch davon später mehr.
Eine kurze Wanderung zu zwei nahen Klippen haben wir kurz vor der Dunkelheit unternommen. Die Mäuse und die Schnarcherklippe. Kaum im Wald angekommen bimmelten die Kirchenglocken von Schierke herauf und die Sirenen der Feuerwehr. Hier werden die noch regelmäßig getestet.
Das ist die Mäuseklippe nahe Schierke. Warum die so heißen, weiß die Legende. Ich kenne die nicht. Aber lässt sich nachlesen. Irgendwo. Ich habe noch nichts gefunden. Vielleicht weil se aussieht wie ein Haufen Mäusekäkel. Doch dann müsste sie Mäusekäkelklippe heißen.
So und das ist ein Blick von den Schnarcherklippen. Warum die nun so heißen.
„Seh die Bäume hinter Bäumen,
wie sie schnell vorüberrücken,
und die Klippen, die sich bücken,
und die langen Felsennasen,
wie sie schnarchen, wie sie blasen!“
Goethe FaustI.
Wanderstempel
27. April 2010
Nachdem wir gestern ein wenig des ollen Goethes Spuren fanden, wanderte wir heute Heines klobigen Latschen nach und verfolgten den Lauf der Ilse vom Quell bis nach Ilsenburg. Dabei fielen uns kleine Kästen auf, die an manchen Weggabelungen aufgestellt wurden. Im Inern fanden wir einen Stempel, mit dem man sich in ein extra dafür von der Tourismusinfo besorgten Heft hineinstempeln kann. Sinn ist, 222 besonders sehenswerte Wanderpunkte aufzusuchen, um sich zum Wanderkaiser zu erheben. Aber bereits für 11 Stempel (verschiedene wohlgemerkt) bekommt man bereits eine bronzene Wandernadel. Irgend wie lustig. Es animiert sich auf den ausgewiesenen Wanderwegen weiter zu bewegen, als auf den ausgetretenen Pfaden.
Hier ist so ein Kasten:
Die Ilse selbst sprudelt vom Brocken hinab ins Tal und ist wie immer wild und laut. Felsen unterspült sie oder gurgelt über diese hinüber. An seinen Ufern tummeln sich Wasseramsel und Feuersalamander, Gebirgsbachstelze und frische Buchenbabies.
Das ist nun die Ilse, die liebliche, süße Ilse. Sie zieht sich durch das gesegnete Ilsetal, an dessen beiden Seiten sich die Berge allmählich höher erheben, und diese sind, bis zu ihrem Fuße, meistens mit Buchen, Eichen und gewöhnlichem Blattgesträuche bewachsen, nicht mehr mit Tannen und anderm Nadelholz.
Heinrich Heine – Harzreise
Wernigerode
28. April 2010
ist die Hauptstadt des struppigen Gebirges Harz. Ein im Laufe der letzten Jahre sehr schön aufgemöbeltes altes Städtchen, das mit allerhand kulinarischen Leckereien durchsetzt ist. Erschreckend, wenn man irgendwann feststellt im Konditoralter angekommen zu sein und es zu genießen. Aber nach einer längeren Wanderung war das erfrischende Bier nur für den Moment erfrischend, bevor es ermüdete. Der Kaffee wirkte da besser.
Am Markt gibt es mehrere Konditoreien, die allesamt zu empfehlen sind.
Während in Schierke beim Wandern noch so manches kleine Schneebrett zu bezwingen ist, hat sich 400 Meter unterhalb in Wernigerode der Frühling entschlossen endlich ernst zu machen. Dieser Baum steht im Kirchhof und sieht einfach toll aus.
Verfall in Schierke
28. April 2010
Dies ist mal ein trauriges Bild. Das ehemalige FDGB-Hotel Hermann Duncker im seit zwanzig Jahren andauernden Verfall.
Vor knapp vierzig Jahren, im Sommer 1971 war ich mit meinen Eltern und meinem Bruder in diesem Hotel oder Ferienheim, wie es damals hieß. Schierke befand sich im Grenzgebiet und man kam nur mit einem Passierschein in dieses Gebiet. Alles wurde streng bewacht. Eines Tages musste ich – fünfjährig – aufs Klo. Ich ging hinter dem Speisesaal ins Herrenklo und schloss mich ein. Meine Kräfte reichten aber nicht, um die Tür wieder aufzuschließen. Also hoppelte ich aus dem Fenster. Dahintr befand sich wilder Wald und irgendwo ein Grenzschützer der DDR. Irgendwie hat er mich wieder aufgelesen und abgeliefert. Ich brachte mich auf Grund meines Alters nicht in Verdacht Republikflüchtig werden zu wollen. Aber peinlich war es meinen Eltern schon.
Heute ist diese Kindheitserinnerung noch wach, nur das Ferienheim ist es nicht mehr, was angesichts des eigentlich recht schönen Baus mehr als traurig ist.
Offensichtlich war es bis 1990 in Betrieb. Dann wurde es an Privat verkauft und verfällt zusehends
Entlang der Harzquerbahn
29. April 2010
Der Harzer Wanderwald ist ja weitaus weniger aufgeräumt als so manch anderer ausgewiesener Wanderschauplatz in Deutschland – wie etwa der Schwarzwald mit seinen schönen aber nur mäßig anspruchsvollen Wegführungen.
Hier im Nationalpark Hochharz geht es auf ausgewaschenen Flussbetten steil bergan. Der Pfarrstieg, führt den Wanderer über Wurzeln und Steinen durch einen finsteren Wald.
Unvermittelt trifft man auf eine Bahnschiene und schon tutet keck die Harzquerbahn an einem vorbei.
Die einem kurz darauf die ganze Aussicht vernebelt.
Danach geht es weiter bergauf, bis es höher nicht mehr geht und man auf Klippen sitzend in die Ferne blickt.
Kindheitserinnerung
29. April 2010
Wenn mich etwas an die Kindheit erinnert, dann ein Besuch an der Steinernen Renne im Harz. 1971 war ich hier. Auch später mal, doch damals war der Sommer heiß, der Wanderweg für einen Fünfjährigen beschwerlich. Nur an der Steinernen Renne gab es Eis und kühles Wasser, das die Steine herabschoß. So wie es das heute auch noch tut.