Start
27.05. 2009
Kurz vor Start.
Auto packen, Fahrräder checken, alles einpacken und dann feststellen, dass das, was man noch dringend braucht ganz unten liegt.
Das ganze Programm halt.
In der Provence warten: ein Haus mit zwei Terassen, ganz viele Märkte, sowie Radfahren mit der Holden, Wandern im Luberon, Degustieren bis zum Lallen und die Ankunft eines Radrennens auf dem Mont Ventoux. Was immer ich zeitlich und technisch vermag, werde ich in den Blog stellen. Sollte mir das von vor Ort nicht gelingen, dann eben als Nachtrag.
Aber jetzt erstmal ab.
Bis dann
Provence Tagebuch 2009
29.05. 2009
1. Tag
Eine lange langweilige Fahrt über verregnete deutsche Autobahnen. Ein Abstecher durch die französische Schweiz. Dorfstraßen. Kleine Orte mit Kuhweiden und Glockengeläut. Teils von Kirchen, teils von Kuhhälsen.
In Frankreich Halt bei einem einsamen Gasthof an einer Passstraße. "Au grand clos" heißt es. Sehr einfach. Sauber. Gehört einer Familie. Wir sind die einzigen Gäste. Das Nachbarzimmer bewohnt eines der Kinder. Im Hausflur hängt noch ein selbst gebastelter Weihnachtsbaum an der Wand. Fünf Katzen streunen schnurrend herum. Das Abendbrot war nicht gerade Haute Cuisine. Steak - platt geklopft mit dicken Nudeln. Der Wein war auch nicht doll. Wir hätten doch besser in St. Hypolyte anhalten sollen. Für eine Nacht sollte es reichen. Draußen in Flur höre ich die Schritte des Hauswirts. Warum nur muss ich jetzt an Hitchcocks Film "Psycho&quo! t; denken.
Bis Morgen.
Hoffentlich.
Der Fahrtenschreiber.
Provence Tagebuch 2009
29.05. 2009
2. Tag
Der zweite Tag auf Achse. Nach einem zurückhaltend üppigen Frühstück auf dem Bauernhof mit Familienanbindung (den zahnlosen Chef hab ich nur kurz gesehen) ging es in den Jura. Ein wunderbarer Landstrich. Grüne Berge, Seen die zwischen Felsen liegen, wilden Flüssen und romantischen Auen. Der Jachthafen von Aix-le-Bains auf dem Foto sei ein Beispiel. Nach einem Stau durch die schöne Kulisse von Grenoble dann Stopp in Sisteron. Die Nacht verbringen wir in einem Hotel mit immerhin zwei Sternen. Ein gutes Abendessen und ein Wein aus dem Luberon runden einen Tag auf Straßen in traumhafter Natur ab. Ich entschuldige mich bei allem französischen Autofahrern, die meinetwegen nicht zügig genug vorangekommen sind. Bis bald.
Der Fahrtenschreiber.
Provence Tagebuch 2009
30.05. 2009
3. Tag
Jetzt sind wir angekommen in St. Martin de Castillon. Das Panorama, das sich uns von unserer Dachterrasse aus bietet ist schon fast eine Frechheit. (Siehe Foto). Wenigstens der Mistral bläst zuverlässig. Mauersegler fliegen herum. Es ist eine Idylle zum wahnsinnig werden. Gott hatte viel Zeit und Spaß als es Frankreich schuf. Die Göttin war ihm gewogen und der Wein war gut und reichlich. Ein richtig schöner Tag. Erst am nächsten Tag hatte er Kopfschmerzen und schuf Belgien.
Aber hier ist schön.
Bis bald.
Euer Fahrtenschreiber
Provence Tagebuch 2009
01.06. 2009
Im Colorado Provencal reicht der Blick nicht nur tief hinab, sondern auch weit hinaus. Ockerfelsen, kleine Dörfer mit wachsamen Hunden und Sträuchern mit Schmetterlingen alles Form und Farbe. Die Anstiege sind für den passionierten Radfahrer eine Freude. Für den weniger leidenschaftlichen sind die Abfahrten spannender.
Provence Tagebuch 2009
03.06. 2009
Heute war ein recht aktiver Tag. Eine Wanderung zum Höchsten Punkt des Luberon führte auf steilem Waldweg unter Felsen vorbei, auf denen man jeden Moment Winnetou auf seinem Pferd erwartet. (Siehe Foto). Die Aussicht unglaublich. Von den Alpenmassiven über den Mt. Ventoux hinüber zu einer Ahnung der Pyreneen. Dann noch 40 km Radfahren in Richtung Ventoux, der großen Herausforderung dieses Sommers. Abendessen im Ortsrestaurant. Dorade und Knurrhahn auf Fenchelbett. Dazu ein Sorbet, für das man einen Mord begehen könnte. Teuer aber beste provencialisch Küche. Kurz vor dem zu Bett gegen saß noch ein Schwarzer Skorpion in der Badewanne. Ich weiß nicht, ob es heiß Duschen wollte. Habs ihm erstmal angeboten. Bis bald.
Euer Fahrtenschreiber.
Provence Tagebuch 2009
06.06. 2009
Die Südhänge des Luberon sind geprägt vom Weinanbau. Hier wächst der Cotes du Luberon zur Freude seiner Genießer. Die kleine Ortschaft Cucuron ist ein Zentrum des Weinhandels. Doch im wesentlichen ist es eine gemütliche kleine Gemeinde, die gern zu Filmzwecken als Kulisse herhalten darf. Hier ritt "Der Husar auf dem Dach" über die Schindeln der alten Häuser und am großen Feuerlöschteich (siehe Foto) unter den riesigen und uralten Plantanen bezirzte Russel Crowe die schöne Marion Cottilard in der Verfilmung von Peter Mayles Roman "Ein gutes Jahr". Mayle, der nur ein Dorf weiter, in Lourmarin wohnt, wird am 14. Juni übrigens 70. Ein Grund einen Pastis zu naschen und in seinem Bestseller "Mein Jahr in der Provence" zu blättern. Das ist besser als jeder Reiseführer.
Soweit für heute.
Euer Fahrtenschreiber.
Provence Tagebuch 2009
08.06. 2009
Der Gorges de Verdon servierte mir heute das umwerfendste Panorama, das ich bisher sah. Man schaut in diese gewaltigen Schluchten und den türkisfarbenen Fluß und hört irgendwann auf zu begreifen, was man da sieht. Hier zeigt sich erneut, dass die Franzosen landschaftlich verwöhnt werden. Hier kann der Resteuropäer vor lauter überwältigenden Eindrücken nur kleinlaut staunen. Neben den fantastischen Blicken, die man von oben auf den Gorges werfen kann, ist der Blick aus dem Kanu hinauf beinahe noch gigantischer.
Ich bleib jetzt noch ein bißchen ergriffen.
Euer Fahrtenschreiber.
Provence Tagebuch 2009
09.06. 2009
Markttag in I'lsle sur la Sorgue. Angeboten wird so ziemlich alles, wie man hier sehen kann. Obst, Käse, Negerpüppchen. Besucht wird er von Marktbesuchern aus aller Welt. Sportliche Amerikaner, die aus Sporthosen knochige Vegetarierbeine herausbaumeln lassen, freudlich unpersönlich grinsende Inder aus England, feilschende französische Köche, vorwiegend schwäbelnde Deutsche und Holländer. Die findet man übrigens entlang der Straßen der Welt beinahe überall. Heute saßen wir in unserem einsamen Bergdorf in einer kleinen Kneipe. Ein älteres kurzbehostes holländisches Ehepaar trank ein erfrischendes Glas belgisches Bier. Vor der Terrasse parkte ihr Landrover mit dem Seitenaufdruck "Sahara 2006". Aber so ist das. Da sitzt man gemütlich in einem Trog in Papua Neuguinea und wartet darauf als Hauptmahlzeit eingenommen zu werden und was stellt man fest. Man ist nur der Aperetif für den Holländer.
So viel political correctness für aujourdhui.
Bis bald.
Euer Fahrtenschreiber
Provence Tagebuch 2009
10.06. 2009
Die Calanques bei Cassis sind eine Ansammlung von traumhaften Felsbuchten. Hier fällt der Kalkfelsen senkrecht ins Meer. Von der Seeseite ist der Eindruck am schönsten. In Ort gibt es nahe des Hafens einen Bouleplatz auf dem sogar Frauen spielen dürfen. Eine kleine Spielerkneipe befindet sich an Rand. Boulespieler lassen ihre Kugeln dort, Skatspieler klopfen ihre Karten auf den Tisch, dass der Partis aufschäumt, ein Fernseher liefert den ganzen Tag Pferderennen. Würfel klappern im Innenraum. Neben uns sitzt ein Mann der aussieht wie ein entspannter Fidel Castro. Was sich hier alles rumtreibt?
Ein längerer Bericht über Cassis im Sommer 2009 findet sich unter dem Titel "Cassis - ein Traum in Blau Teil 1" in den Reiseberichten
Euer Fahrtenschreiber
Provence Tagebuch 2009
13.06. 2009
Der Mt.Ventoux - Gigant der Provence. 70 km benötigte ich von unserem Ort bis zu diesem mystischen Berg. Davon 45 km Steigungen. 25 allein am Ventoux. Danach in rasanter Abfahrt wieder zurück. 140 km fahre ich sonst mit dem Rad auch selten. Doch mit den Bergen drinn? Toll. Abends noch zum Abschluss in einem kleinen Nachbardorf gegessen. Gourmetküche. Die Dorfkatzen ließen es sich nicht nehmen, um unsere Beine zu streichen und etwas von dem gegrillten Lachs einzufordern. Das Lokal hieß übrigens übersetzt "Zum faulen Wildschwein". Und nun gehts auf die Heimreise. Bis bald.
Euer Fahrtenschreiber.