Category Archives: Deutschland

Hiddensee

"Hoch stand der Sanddorn am Strand von Hiddensee..."
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Nina Hagen

Hiddensee

Juni 2020

“Nur noch 20 Personen. Und keine Fahrräder!”, schnarrte es über den Bordlautsprecher der Fähre “Wappen von Breege” auf die am Hafen stehenden Fahrgäste herab. Meine Herzdame und ich stehen mit weiteren 100 hoffnungsfrohen Reisewilligen am possierlichen Yachthafen von Vieregge. Hier am Jasmunder Bodden auf Rügen macht die Fähre vom Urlaubsort Breege Zwischenhalt auf ihrem Weg nach Hiddensee. Normalerweise nimmt sie die Fahrgäste auf, die sich auf dieser Seite des Boddens entschlossen haben, für ein paar Stunden oder Tage auf die kleine verträumte Insel vor Rügen zu türmen.
Nur was ist zu diesem Zeitpunkt schon normal. Es ist die erste Woche nach dem ersten großen Coronalockdown 2020. Alle wollen endlich wieder raus an die Luft. Niemanden hält es mehr in der Enge der gemeinsamen Wohnungen oder der Einsamkeit der Einfamilienhäuser.
Die Schüler dürfen immer noch nicht in die Schule. Die Erwachsenen sind platt von lauter Homeoffice und Homeschooling. Und die Rentner wollen auch mal wieder was anderes sehen, als “Brisant”.
Meine Herzdame und ich machen zwei Wochen Urlaub in Neuenkirchen, einem kleinen, abgelegenen Ort dicht hinter dem Bodden. Wir hatten an diesem herrlichen sonnigen Wochentag im Frühsommer die goldige Idee, nach Hiddensee zu fahren. Wie andere offensichtlich auch.

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Ein Tag auf der Autobahn

In Berlin ist es immer noch kalt. Die Eisheiligen haben sich alle Mühe gegeben, Socken und Jacken nicht in Vergessenheit geraten zu lassen und auch Ende Mai sorgen frische Temperaturen dafür, dass sich der Frühling länger in frischem Grün präsentiert, als im Jahr zuvor, als im Mai bereits die ersten Sonnenbrände mit Langzeitschäden registriert wurden.
Trotzdem wäre Wärme jetzt schön. Deshalb laden meine Herzdame und ich unser altes Automobil voll und fahren Richtung Provence.
Das ist eine recht lange Strecke, die ich wegen der mangelnden Fahrpraxis der lieben Lebensgefährtin allein bewältigen muss. Durchfahren wollen wir nicht. Etwas Zeit für den Weg lassen wir uns, denn der Weg ist bereits ein Teil des Urlaubsziels.

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Glückseligkeit in Freiburg

Im Schwarzwald ticken die Uhren auch nicht anders, als in Berlin. Ihr Gong klingt nur schöner. Statt einem preußischen Blechscheppern, sind es hier die Kuckuckse, die aus den Uhrenhöhlen tönen. Das klingt so lieb wie die Sprache der Badener Leute. Und die sollte man nicht mit dem Schwäbisch der Württemberger verwechseln. Der Badener Sprachschatz fußt auf dem Alemannischen. Der Südwestdeutsche Raum, der Elsass und einige Gebiete der Nordschweiz sind sprachgeschichtlich wesensverwandt. Auch das Schwäbische gehört dazu, doch die Badener geben sich gern etwas abgegrenzt gegenüber ihren Nachbarn im Ländle.
Der aktuelle deutsche Zufriedenheitsatlas – auch als Glücksatlas der Deutschen Post bekannt – behauptet, dass die Badener nach den Leuten in Schleswig-Holstein die glücklichsten Deutschen sind.

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Klosterführung mit Selbstbeweihräucherung

St.Peter von der Ferne
Rechts Antonius – Links der Sau-Toni

Weithin sichtbar ist das Benediktinerkloster St.Peter, mit seinen beiden Türmen, wenn man von den Höhen über dem Dreisamtal hinabschaut. Hier haben sich vor über 1000 Jahre die ersten Mönche eingefunden und dieses Kloster erschaffen. Zumindest die Version 1.0. Genau wie die folgenden beiden Versionen sind die Klöster vollständig abgebrannt. Erst die vierte Bauphase, die nun im ausschmückenden Barock erfolgte – und vielleicht die deutliche Ermahnung nicht so leichtsinnig mit offenem Feuer umzugehen – sorgte dafür, dass der Klosterbau bis in die Gegenwart erhalten blieb. Betrachten kann man sich das Kloster ebenfalls in vier Versionen.

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Versalzenes am Titi-See

“In weichen Bögen erheben sich die runden Kuppen der umliegenden Berge um das geschwungene Ufer des einladenden Titisees, der sich sanft ins fruchtbare Tal einschmiegt.”
  So oder ähnlich könnte sich ein Reiseführer äußern, der diesem Hochtal mit seiner zwei Quadratkilometer großen Gletscherpfütze weitere Touristenschwärme zuführen möchte.

Hübsch Hässlich habnses hier.

Titisee ist die Tourismusklebefalle des Südschwarzwaldes. Hier kommen sie alle hin, die Reisebusse, die Wanderververeine. Hätte man die Möglichkeit, man würde Kreuzfahrtschiffe hier vor Anker gehen lassen, damit deren Insassen sich in den Shops mit lebenswichtigen Kuckucksuhren versorgen lassen könnten.

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Pilgern auf Schwäbisch

Ein Feld, ein Berg, ein Feldberg.

Vom Kloster St.Peter im Schwarzwald führt ein Wanderweg hinauf zur Wallfahrtstätte Maria Lindenberg. Nach wenigen hundert Metern an einem grünen Feld entlang, beginnt ein Pilgerpfad hinauf zu einem Hügel mit einer bemerkenswerten Aussicht. Am Wegesrand sind mit geringem Abstand kleine Bildstöcke aufgestellt, die den Leidensweg von Christus nachstellen. Von seiner Verurteilung bis zur Auferstehung finden sich auf diesen kleinen, bereits recht verwitterten Bildtafeln alle Stationen seines letzten Ganges in geschriebenen Wort und gemalten Bild aufgereiht. Der Weg ist an diesem sonnigen Sonntag nach Ostern gut frequentiert. Der Weiße Sonntag gehört wohl noch zur eigentlichen Osterzeit. Zahlreiche Spaziergänger nutzen die Gelegenheit, um zur Wallfahrtskirche Maria Lindenberg zu pilgern.

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Weißer Sonntag im Schwarzwald

 

Die erste wirkliche Frühlingswanderung des Jahres zu unternehmen, ist wie ein gemeinschaftliches Aufatmen von Natur und eigenem Körper. »Hey. Es geht wieder los« grüßen sich Wanderer und Landschaft. Vorgestern noch kratzte ich mit Stiefeln an den Füßen und mit einem Wintermantel den bibbernden Körper vor dem morgendlichen Temperaturen schützend, Eis von den Autoscheiben. Ostern ist gerade vorüber und einigen Orts lag frischer gefallener Neuschnee auf den versteckten Ostereiern.
Jetzt, Anfang der zweiten Aprilwoche haben meine Herzdame und ich uns auf einem Bergbauernhof im Schwarzwald eingemietet, genießen eine reichlich vorwitzige Sonne, die auf eine Wiese voller Osterglocken scheint, Osterglocken, die gelb und anziehend leuchten und von den ersten herumsummenden Bienen munter gevögelt werden. Zwei Katzen schleichen durchs hohe Gras und jagen Insekten. Von der Terrasse schauen wir ins Tal und hinüber zum Feldberg, auf dem sich der Schnee immer noch weiß und strahlend vor dem blauen Himmel abhebt.

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