In Berlin ist es immer noch kalt. Die Eisheiligen haben sich alle Mühe gegeben, Socken und Jacken nicht in Vergessenheit geraten zu lassen und auch Ende Mai sorgen frische Temperaturen dafür, dass sich der Frühling länger in frischem Grün präsentiert, als im Jahr zuvor, als im Mai bereits die ersten Sonnenbrände mit Langzeitschäden registriert wurden.
Trotzdem wäre Wärme jetzt schön. Deshalb laden meine Herzdame und ich unser altes Automobil voll und fahren Richtung Provence.
Das ist eine recht lange Strecke, die ich wegen der mangelnden Fahrpraxis der lieben Lebensgefährtin allein bewältigen muss. Durchfahren wollen wir nicht. Etwas Zeit für den Weg lassen wir uns, denn der Weg ist bereits ein Teil des Urlaubsziels.
Gruß aus Thüringen
Schnee am Spießberg. Während unterhalb 700 Metern alles getaut oder gar nicht erst weiß geworden ist, kann man sich hier oben einer Schneepracht erfreuen, an die man schon garnicht mehr geglaubt hat.
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Von Wasser-, Nies- und anderen Anfällen
Die detaillierte Wanderkarte des Südschwarzwaldes, schlägt mir einen anspruchsvollen Weg zu zwei versteckten Wasserfällen in einem Urwald vor. Der Bannwald, durch den ein gewundener Wanderweg führen soll, ist ein Bereich des Forstes, der sich durch Nichtbewirtschaftung zu einem ursprünglichen Waldgebiet zurückentwickeln soll.
Glückseligkeit in Freiburg
Im Schwarzwald ticken die Uhren auch nicht anders, als in Berlin. Ihr Gong klingt nur schöner. Statt einem preußischen Blechscheppern, sind es hier die Kuckuckse, die aus den Uhrenhöhlen tönen. Das klingt so lieb wie die Sprache der Badener Leute. Und die sollte man nicht mit dem Schwäbisch der Württemberger verwechseln. Der Badener Sprachschatz fußt auf dem Alemannischen. Der Südwestdeutsche Raum, der Elsass und einige Gebiete der Nordschweiz sind sprachgeschichtlich wesensverwandt. Auch das Schwäbische gehört dazu, doch die Badener geben sich gern etwas abgegrenzt gegenüber ihren Nachbarn im Ländle.
Der aktuelle deutsche Zufriedenheitsatlas – auch als Glücksatlas der Deutschen Post bekannt – behauptet, dass die Badener nach den Leuten in Schleswig-Holstein die glücklichsten Deutschen sind.
Klosterführung mit Selbstbeweihräucherung


Weithin sichtbar ist das Benediktinerkloster St.Peter, mit seinen beiden Türmen, wenn man von den Höhen über dem Dreisamtal hinabschaut. Hier haben sich vor über 1000 Jahre die ersten Mönche eingefunden und dieses Kloster erschaffen. Zumindest die Version 1.0. Genau wie die folgenden beiden Versionen sind die Klöster vollständig abgebrannt. Erst die vierte Bauphase, die nun im ausschmückenden Barock erfolgte – und vielleicht die deutliche Ermahnung nicht so leichtsinnig mit offenem Feuer umzugehen – sorgte dafür, dass der Klosterbau bis in die Gegenwart erhalten blieb. Betrachten kann man sich das Kloster ebenfalls in vier Versionen.
Versalzenes am Titi-See
“In weichen Bögen erheben sich die runden Kuppen der umliegenden Berge um das geschwungene Ufer des einladenden Titisees, der sich sanft ins fruchtbare Tal einschmiegt.”
So oder ähnlich könnte sich ein Reiseführer äußern, der diesem Hochtal mit seiner zwei Quadratkilometer großen Gletscherpfütze weitere Touristenschwärme zuführen möchte.

Titisee ist die Tourismusklebefalle des Südschwarzwaldes. Hier kommen sie alle hin, die Reisebusse, die Wanderververeine. Hätte man die Möglichkeit, man würde Kreuzfahrtschiffe hier vor Anker gehen lassen, damit deren Insassen sich in den Shops mit lebenswichtigen Kuckucksuhren versorgen lassen könnten.
Pilgern auf Schwäbisch

Vom Kloster St.Peter im Schwarzwald führt ein Wanderweg hinauf zur Wallfahrtstätte Maria Lindenberg. Nach wenigen hundert Metern an einem grünen Feld entlang, beginnt ein Pilgerpfad hinauf zu einem Hügel mit einer bemerkenswerten Aussicht. Am Wegesrand sind mit geringem Abstand kleine Bildstöcke aufgestellt, die den Leidensweg von Christus nachstellen. Von seiner Verurteilung bis zur Auferstehung finden sich auf diesen kleinen, bereits recht verwitterten Bildtafeln alle Stationen seines letzten Ganges in geschriebenen Wort und gemalten Bild aufgereiht. Der Weg ist an diesem sonnigen Sonntag nach Ostern gut frequentiert. Der Weiße Sonntag gehört wohl noch zur eigentlichen Osterzeit. Zahlreiche Spaziergänger nutzen die Gelegenheit, um zur Wallfahrtskirche Maria Lindenberg zu pilgern.
Weißer Sonntag im Schwarzwald
Die erste wirkliche Frühlingswanderung des Jahres zu unternehmen, ist wie ein gemeinschaftliches Aufatmen von Natur und eigenem Körper. »Hey. Es geht wieder los« grüßen sich Wanderer und Landschaft. Vorgestern noch kratzte ich mit Stiefeln an den Füßen und mit einem Wintermantel den bibbernden Körper vor dem morgendlichen Temperaturen schützend, Eis von den Autoscheiben. Ostern ist gerade vorüber und einigen Orts lag frischer gefallener Neuschnee auf den versteckten Ostereiern.
Jetzt, Anfang der zweiten Aprilwoche haben meine Herzdame und ich uns auf einem Bergbauernhof im Schwarzwald eingemietet, genießen eine reichlich vorwitzige Sonne, die auf eine Wiese voller Osterglocken scheint, Osterglocken, die gelb und anziehend leuchten und von den ersten herumsummenden Bienen munter gevögelt werden. Zwei Katzen schleichen durchs hohe Gras und jagen Insekten. Von der Terrasse schauen wir ins Tal und hinüber zum Feldberg, auf dem sich der Schnee immer noch weiß und strahlend vor dem blauen Himmel abhebt.
Gruss aus Rostock
Rostock ist erfreulich frisch, aufgeräumt und freundlich. Ausserdem ist die Stadt ziemlich sauber. Meine Herzdame meint, das wirke so, weil das Wetter so schön ist. Ich kann dem nicht folgen. In Berlin haben wir auch manchmal schönes Wetter. Trotzdem ist die Stadt mistig.
Am Universitätsplatz war Markt mit Weinen aus der Region, Deutschland. Die Bausubstanz der Häuser ist vielerorts neu, aber dem Hansestil angepasst.
Schöne alte Schiffe liegen hier in Rostock im Museumshafen.
Ein Segler heißt Loth Lorien. Interessante Idee ein Schiff nach dem Waldgebiet der Elben im Herrn der Ringe zu benennen. Die Fahne des Schiffes habe ich erst nicht erkannt. Ungarn war meine erste Wahl. Aber ich glaube, das ist keine wirkliche Seefahrernation. War dann dich ein etwas verblichenes Holland.
Rostock war heute eine angenehme Stadt und ein angenehmer Reiseauftakt.