"Ärzte können ihre Fehler begraben, aber ein Architekt kann seinen Kunden nur raten, Efeu zu pflanzen."
------------George Sands
Juni 2019
Wir verlassen den Süden, lassen den Luberon mit einem Bedauern hinter uns. Die Autobahn führt uns an Orange vorbei. Rechterhand müsste der Mont Ventoux in den Himmel ragen, was er sicher auch hinter der Wolkendecke tut. Leider kann ich mich nicht mit sehnsüchtigem Blick von ihm verabschieden. Nur konstantes Grau legt sich über die Landschaft. Links ziehen sich die Weinfelder der Domain Chateauneuf du Pape entlang. Es ist in guten Jahren einer der Spitzenweine Frankreichs und das schon seit Jahrhunderten. Erstaunlich, dass dieser edle Tropfen so unbeeindruckt von der Nähe des fließenden Autoverkehrs auf der Route du Sud gedeiht. Nach wenigen Minuten verschwinden jedoch auch die Weinstöcke aus der Aussicht und es geht weiter nach Norden. Die Strecke ist manchmal abwechslungsreich, manchmal langweilig und zwischendurch sogar recht aufregend. Die langen Autobahnabschnitte, die wir zwischen den verschiedenen Mautstationen durchqueren, lassen sich mit einer fast konstanten Geschwindigkeit von 130 km/h durchqueren. Geschwindigkeitsbegrenzung bedeutet nicht zwangsläufig gebremstes Vorwärtskommen. Es sei denn, eine Großstadt versperrt einen den Weg. Wir müssen durch Lyon und es ist Rushhour. Ist es eigentlich immer, wenn wir an der Rhone entlang durch diese von der Straße aus gesehen ziemlich hässliche Stadt fahren. Doch, im allgemeinen Stopp and Go erblicke ich die Silhouette der Altstadt. Über deren farbenfrohen Häuserfassaden, die vom Fluss widergespiegelt werden, stechen hell leuchtend die Türme einer Kathedrale in den sommerblauen Himmel. Dieser kurze Augenblick versöhnt mich mit der Stunde, die ich mich mit dem Durschlängeln von Tunneln und Autobahnkreuzen plage, bis schließlich die spürbaren Verkehrsauswirkungen dieser riesigen Stadt im Herzen des Landes abebben. Eine Weile bleibt die Strecke noch eben und abwechslungsarm. Dann verlassen wir die Autobahn und wenden uns Richtung Vogesen, wo uns im südlichen Teil dieses hübschen Landesteils für zwei Tage eine Unterkunft in einem Herrenhaus erwartet.
Den Vorinformationen zufolge ist das Haus ein bisschen Chic.