Unser kleines, aber sehr stilvolles Hotel empfängt uns freundlich. Die Rezeptionistin, mit dem dunklen Bubikopf, die uns bereits am Vormittag mit allem Wissenswerten ausgestattet hat, begleitet uns über eine dunkle alte Holztreppe zu einem der fünf Zimmer, die das Hotel neben zwei Familiensuiten aufweist. Wir haben Zimmer Nummer Fünf. Es besitzt ein großes Bett, ein mit Terrakottafliesen gestaltetes Bad mit einer kleinen Badewanne und einem seitlich abgehenden Klo, in einer Nische von einer Größe, in der man nicht eingesperrt sein möchte. Ein rauschender Kühlschrank steht in einer Ecke und ist gut gefüllt mit preislich hoch angesiedeltem Wasser und Wein zu Restaurantpreisen.
Nach draußen führen zwei Stufen auf einen geräumigen Balkon, von dem wir über das Dach der kleinen Bar auf zwei riesige Pinien und das Meer blicken können, an dessen Rand sich der leuchtende Hügel auf der anderen Seite ins Bild schiebt. Hinter diesem Berg und seinen ebenfalls sehr schönen Calanques befindet sich der lebendige Fischerort La Ciotat, der auch immer wieder einen Besuch wert ist.
Man gibt sich ein bisschen intellektuell. Überall stehen oder liegen alte Bücher herum, von verwachsenen Glöcknern, Pariser Märkten oder Grafen, die auf erfundenen Inseln Schätze horten.
Die Farben im Hotel sind eher etwas zurückhaltend, teils weil das Licht hier nur zu einem bestimmten Zeitpunkt rund um den Mittag hineinprasselt, zum anderen, weil sich hier alles ein wenig an einer verträumten provencialische Romantik orientiert, in der sich die Maler vor Wonne einst reihenweise selbst die Ohren absäbelten.
Jedenfalls kann man es hier gut aushalten. Nur unsere Idee, hier einen Tisch für den Abend zu reservieren, müssen wir abwählen. Das Hotel besitzt kein eigenes Restaurant. Das ist schade, da wir genau hier vor fünf Jahren einen zauberhaften Abend im angeschlossenen Hotelrestaurant verbrachten. Die Rezeptionistin bedauert und erklärt, dass das Restaurant vor knapp drei Jahren geschlossen wurde. Wir müssen uns also für den Abend etwas anderes suchen. Doch der Hafen bietet dafür reichlich Möglichkeiten und auch die kleine Bar vor der Tür hat für den Abend ein brauchbares Speiseangebot.
Zunächst aber stolzieren wir noch etwas durch den Ort.