Sisteron besitzt ein paar erstaunliche Eigenschaften, die es zu einem besonders schönen Ort machen. Für uns war es bereits mehrfach Einstiegsort in die Provence.
Die Durance fließt hier über ein besonders kalkiges Bett und erscheint dadurch extrem türkis. Die Farbe ist entzückend. “Aahs und Oohs” hört man von vorbeischlendernden Touristen. Ich stelle mir vor, wie die Temperatur des Wassers ist, das in der Farbe von Ricola-Gletscher-Bonbons aus den Alpen herabsaust und bekomme prompt eine Gänsehaut.
Am Ufer erheben sich steil ein paar Felsen, die wie gespaltene Felsscheiben erscheinen.
Cassis – (Sommer 2009)
Cassis – Ein Traum in Blau- Teil 1
Das Mittelmeer bemerkt man, selbst wenn man es noch gar nicht sieht. Es ist der Himmel, der das Meer ankündigt. Auf einmal erscheint er höher, größer, weiter und in einem strahlenderem Blau. Ein Glitzern liegt in der Luft, als ob feinste Wasserperlen das Licht der Sonne reflektieren.
Die Mittagshitze dringt durch das geöffnete Autofenster und bringt mit heißer Luft den Duft trockener Pinienwälder herein. Zikaden schieben das Geräusch des Sommers hinterher. Zwischen den Weinbergen und Pinienhainen ragen einzelne Felsen heraus. Kurve um Kurve windet sich die Straße durchs Bergland, lässt gelegentlich ein blaues Leuchten aus dem Tal heraufblitzen. Die Weingüter am Rand der Straße besitzen Einfahrten, die einem römischen Imperator wie Triumphbögen vorkommen müssen. Mittelgroße Chateaus beenden die Kiesauffahrten. Alles ein wenig zu pompös, um mal unverbindlich und unangemeldet zu einer kleinen Degustation vorbeizuschneien.
Hinter einer weiteren Kehre reißt die Berglandschaft auf und ich kann deutlich den Horizont erkennen, eine schmale glänzende Linie, die eine blaue Fläche von einer anderen blauen Fläche trennt. Rote Dächer leuchten zwischen grünen Baumkronen, meist Pinien, Palmen oder Platanen, hindurch. Lotrecht stürzt sich ein weißer Felsen ins Meer. Ich schalte das Autoradio ab. Ich habe Angst, ein französischer Radiosender könnte gleich Charles Trenets Lieblingssong „La Mer“ spielen. Das wäre zu viel des Guten.
Das Ortsschild Cassis saust an mir vorbei. Ich bremse mich abrupt auf 50 km/h herab zum laut hupenden Ärger des nachfolgenden Reisebusses. Cassis, einst ein kleiner Fischerort mit einer Burg, heute ein Touristenort mit einem mondänen Privathotel in jener ehemaligen Burg. Die Burg gehörte denen von Michelin. Nichts für den schmalen Taler. Nur gegen ordentlich Eintritt.
Das gilt nicht für das Dorf, einem angenehm duftenden, hellen Ort, dem die Abwechslung von alten Bauten und moderner Architektur gut steht. Lediglich bei den Apartmentbauten, die sich oberhalb des Ortes an die Felsen drücken, hätte der Architekt mit etwas mehr Efeu arbeiten können. weiterlesen …