Bollnäs ist eine Stadt in der Region Hälsingland, die Region, in der wir für ein paar Tage weilen wollen. Laut unserer Tochter, die seit zwei Jahren in diesem Ort wohnt, wurde Bollnäs bereits zweimal mit dem zweifelhaften Titel “hässlichste Stadt Schwedens ausgezeichnet. Wer oder was solche Titel vergibt, konnte ich nicht herausfinden und warum man diese kleine Stadt diese Bezeichnung zumutet auch nicht. Der Ort ist nicht besonders groß und liegt an einem
See. Eine recht attraktive Kirche steht gut sichtbar in der Stadt. Es gibt eine Bahnanbindung mit einem kleinen, funktionellen Bahnhof, eine Unterquerung der Schienen, die zu einer sauberen Einkaufspassage führt. Zudem findet sich ein größerer aufgelockerter Schulkomplex im Ort, der Zugang zum See besitzt. Die Wohnhäuser sind nicht sehr hoch und vor allem die Wohnneubauten sind mit Verkleidungen versehen, die an die traditionelle Bauweise im Hälsingland erinnern. Die Bretterverschalung, die die Ansicht des Schwedenhauses so typisch macht, ist zwar bei den Neubauten aus Metall oder sogar aus Plaste, die klassischen Farben, Pastellgelb oder Falunrot werden aber auch im Neubau verwendet und man muss schon sehr dicht rangehen, um die verschiedenen Materialien zu unterscheiden. Der Neubau, den wir uns ansehen, weil unsere Tochter dort eine kleine Wohnung gemietet hat, besitzt zudem einen schönen grünen Hof. Also auch
hier gibt es keinen Grund, von einer auszeichnungswerten Häßlichkeit auszugehen. Lediglich das Verwaltungsgebäude macht in seinem kastenförmigen Stil eines Karteischrankes einen störenden Eindruck und war wohl ausschlaggebend bei der Preisverleihung. Was Häßlichkeit angeht, kann man Bollnäs einige deutsche Städte entgegensetzen, die diesem schwedischen Ort schnell den Rang ablaufen würde.
Wir nehmen eine Kleinigkeit in einem Gartenmarktcafé zu uns. Wie ich auch später im Ort Jarvsö feststelle, scheint es ein beliebter Ort zum Kaffeetrinken zu sein. Während man zu sieht, wie Pflanzen ausgesucht werden, sitzt man auf Korbstühlen im Gewächshaus, zwischen allerhand Kram und Trödel und macht “Fika”-Pause. Fika ist eins der Zauberworte im Schwedischen, wie ich einige Zeit später begreife. Fika bedeutet Kaffeepause. Es soll wohl im Jahr 1910 gewesen sein, als jemand das gebräuchliche Schwedische Wort Kaffi in Scrabblemanie auf den Tisch geworfen und neu geordnet hat. Daraus wurde Fika. Fika heißt: lass mal Pause machen und ein bisschen Ruhe reinkommen. Zeit zum Chillen und Quatschen. Die Schweden sind nach den Finnen die Nation mit dem höchsten Pro Kopf Verbrauch an Kaffee. Ich nehme zum Kaffee eins meiner Lieblingsspeisen, einen Schokoladenkuchen, der innen noch warm und gnatschig ist. Das Schokoladenfondant der Franzosen heißt in Schweden Kladdkaka. Ich kommentiere das nicht weiter.
Bollnäs trägt im Wappen einen weißen Kranich, der einen roten Ball in den Fängen hält. Das ist vom Elch meilenweit entfernt.
Anzahl gesehener Elche: = 0.
Lediglich ein Schnurr-Elch wechselt mauzend über eine Bahnschiene.