In einer stattlichen Anzahl von Ländern finden zu geregelten Zeiten militärische Zeremonien statt. Meist sind es Wachwechsel vor historisch bedeutsamen Gebäuden. Und in fast allen Fällen kommen dabei farbenprächtige Kostüme – Entschuldigung – Uniformen zum Einsatz, die in einer meisterhaft durchchoreografierten halben Stunde mit allerhand Verrenkungen und Getöse den staunenden Touristen und ihren Fotoapparaten präsentiert werden. Wenn man an die Bommelschuhparade der griechischen Palastgarde denkt, den sogenannten Evzonen, fragt man sich schon, wie grimmig diese Einheit mit ihren Pittiplatschschlappen bei einem Einsatz wirkt.
Der schwedische König ist für diesen Spaß ebenfalls zu haben. Jeden Tag um die fortgeschrittene Mittagszeit sperren ein paar blau uniformierte Gardisten, die auf dem Schlossvorplatz herumlümmelnden Touristen hinter eine Kordelabsperrung. Und dann lassen sie die Leute da stehen und warten erstmal ab. Gegen 13:15 Uhr kommt ein schicker Soldat mit Karteikarten in der Hand und stellt sich vor ein Mikrofon. Dann beginnt ein Vortrag, über das, was den Besucher erwartet.
Stockholm – Gamla Stan – Das Schloss vom Knüg
Die schwedische Sprache ist schon etwas speziell, aber einzelne Phrasen sind schnell zu erlernen. So sagt man einfach “Hej” wenn man jemanden begrüßt. Das entspricht dem landläufigen “Hallo” oder auch “Tach”. Gamla Stan ist die Altstadt von Stockholm, wobei Gamla im Schwedischen für Alt steht. “Hej Gamla” heißt übersetzt also nichts anderes als “Tach, Alta”. Was heißt dann wohl “Gamla Swede”?
Soweit zur Sprache, obwohl, ganz fertig bin ich noch nicht. Selbst bedeutende Schweden haben manchmal mit der eigenen Sprache ihre Probleme. Der bedeutendste Schwede ist zweifelsfrei der König. Im Moment thront Karl der XVI.Gustav als Obermotz über dem Land, nebst seiner reizenden Gattin Silvia Sommerlath aus Heidelberg. Karl Gustav sieht für mich immer aus, wie der britische Schauspieler Jim Broadbent, ein angenehmer Zeitgenossse, der hochsensible Charaktere genauso überzeugend darstellt, wie Schurken und Deppen.
Stockholm – Riddarsholmen
Der Stockholmer und auch die Stockholmerin sind größtenteils frisch, jung, aktiv, überaus sportlich und gehen souverän ihren Weg. Das wird mir in dem Moment deutlich, als ich den Steg herunter balanciere, der mein Hotelschiff mit dem Gehweg verbindet. Kaum betrete ich festes Land muss ich beherzt einem vorbei spurtenden Joggerpärchen in sportlicher Hochkonzentration ausweichen und verpasse dabei um wenige Zentimeter den Abgang ins um das Boot schwappende Brackwasser. Glück gehabt, denke ich, und hallo, echt sportlich diese Stockholmer, wow, man-oh-man, Respekt. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob sie ihre Trainingsroutine unterbrochen hätten, wenn ich Baden gegangen wäre.
Stockholm Södermalm
Der erste Eindruck, den ich von Stockholm bekomme, ist geprägt von seiner Lautstärke. Die S-Bahn hört man meilenweit, der durch die Innenstadt flutende Autoverkehr ist beängstigend schnell, Reisebusse dröhnen, Touristen schnattern oder johlen, je nach erreichter Getränkefüllmenge, durch die Altstadtgassen. Aber Stockholm besitzt große Mengen Wasser, lauter breite Wasserarme, die die auf Inseln gebaute Stadtteile aufbrechen und eine beruhigende Wirkung ausüben. Und einer Stadt, die über viel Wasser verfügt, verzeiht man den Krach und die Hektik eher, als einer Stadt, die gerade mal einen eingemauerten Flusslauf besitzt und dafür Unmengen an Beton. Die vielen Brücken, die die Inseln verbinden, wirken, als habe man im Laufe der Jahrhunderte die Stadt allmählich zusammen geklammert. Von einer Insel zu anderen ist man schnell zu Fuß, oder per Fähre. Stockholm verfügt über eine seltene Mischung aus Lebendigkeit und Gelassenheit. Die Stadt ist geschäftig, vielerorts hektisch, aber sie wirkt nicht gestresst.