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    Ein Schloss im Spreewald – Teil 1

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    Frost auf den Fließen

    Wo kommen nur die vielen lauten Menschenmassen her, die an einem warmen Sommertag durch die Fließe und Kanäle des Spreewalds geflößt werden und wohin sind sie entschwunden, wenn man an einem Februartag bei Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt den verwaisten Spreewaldhafen Lübbenau besucht.
    Der Zeitpunkt für einen Ausflug in den Spreewald ist vielleicht nicht ideal gewählt, aber was soll’s. Resturlaub und ein paar spontane Tage in Malerklamotten machen es notwendig andere Luft zu atmen, als die von Leim und Berliner Alltagsgerüchen geschwängerte. Der Spreewald ist ohnehin immer erste Wahl, wenn Stadtflucht unabdingbar wird. 
    Jetzt im Februar ist es nicht nur ruhig im Spreewald, sondern fast wie ausgestorben. Ein paar Waldpfleger kämmen sich zwar mit Kettensägen durchs Unterholz, aber das halten sie auch nur in den Mittagsstunden durch. Die Fließe sind zum Teil gefroren, aber nicht so stark, dass man darauf Schlittschuhlaufen könnte. Also ist die Ausflugsidee, Spreewald on Ice auch nicht attraktiv genug, um Leute anzulocken. So bleiben die meisten Geschäfte dicht, die eher den Touristen zugedacht sind und auch ein Großteil der Rast- und Gaststätten wünscht den Besuchern noch immer ein kreidegeschriebenes erfolgreiches Neues Jahr und freut sich auf ein Wiedersehen im Frühjahr 2017.
    Soviel Ruhe kann nur gut sein.

    Die Wege rund um Lübbenau, die in den Spreewald führen, sind etwas matschig. Die Sonne steht dieser Tage doch schon hoch genug, den Frost von der Oberfläche der Wege zu jagen. Der restliche Schnee taut an und auf, der Boden wird nass und glitschig. Manche kleine Eisfelder bleiben aber hartnäckig glatt. Die Feuchtwiesen und Überflutungsfelder stehen knöcheltief im Eis. Aufgetürmte Strohballen stehen wie gefrorene Glocken inmitten dieser weißen Eisfelder. Reiher und Schwäne fliegen geschäftig über das Biosphärenreservat und tatsächlich sehe ich bereits ein paar im Formationsflug ziehende Wildgänse am Himmel. Wenn ich den aufgeregten Meisen zuhöre, den klopfenden Spechten und ganz tief einatme, ist da schon ein Hauch von Frühling zu spüren?
    Im Ort jedenfalls ist davon noch nicht viel zu bemerken. Nur am Marktplatz sind Intersport, ein Karnevalskostümverleih und drei Lokale offen. Zwei Lokale stehen Wand an Wand, wobei eines um 15:00 Uhr schließt und eines mit gemischtem Essen lockt. Hinter der Bar wartet ein bis zum Hals tätowiertes Mädchen darauf, dass wir uns entscheiden, was wir wollen. Selbstgemachten Kuchen (zwei Sorten) oder Deftiges von der Karte. Es ist voll und eng und eine Spur rustikaler, als ich es im Moment benötige. Meine Herzdame entscheidet sich für die Flucht und wir landen im benachbarten Bäckerladen, wo eine große Tasse Milchkaffee und zwei Stücken standardisierter Obstkuchen unseren deutlich drängenden Bedürfnissen nach verwerflichen zuckerlastigen Produkten und eine geregelt zugeführte Menge an Koffein gerecht werden.
    Ausreichend gezuckert begeben wir uns zu unserer Herberge, um dort mal eben einzuchecken. Nichts aufdringliches. Eher ländlich rustikal.
    Das Schlosshotel Lübbenau.

     

    Februar 16, 2017 Der Fahrtenschreiber

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