Heute war mal eine Radtour durch den Spreewald dran. Gegenden, die wir bisher nur mit dem Blick aus dem Paddelboot kannten, erschlossen sich heute vom Fahrrad aus. Es ist noch feucht auf den Wiesen und der Frühling kommt nur mit mühe in Schwung. Aber deutlich sind die Spuren des erwachenden Jahres doch. Manch Baum bemüht sich, grün auszutreiben und die Tierwelt ist bereits sehr aktiv.
Störche stehen auf den Feldern. Eine Kolonie Kraniche rastet auf einer Feuchtwiese im nördlichen Spreewald. Nachts schlägt bereits die erste Nachtigall vor unserem Schlafzimmerfenster und beim Vorbeifahren an einem alten Bauernhof startet die erste Schwalbe durch.
Im Innern des Nördlichen Hochwalds ist der Radweg eine Katastrophe. Alte Betonschwellen, dreißig Zentimeter breit und 1,20 auf die Wegbreite gehend ziehen sich als rumpelnde Straße auf knapp 10 Kilometern durch Wald und zwischen den Wiesen entlang. Die Aufmerksamkeit ist also vor allem auf das Radfahren und den Weg gerichtet. Trotzdem muss ich abbremsen, als ich einen Schatten über mir bemerke. Kaum 10 Meter über mir schwebt ein Rotmilan und beäugt das Treiben im Gras. An anderer Stelle fliegt ein weißer Greifvogel aus einem Baum auf, wahrscheinlich ein Mäusebussard.
Die Tierwelt ist allerdings auch in Gehegen als auf Frühling gepolt zu erkennen. Kleine Lämmer lärmen niedlich herum und biologisch unbedenkliche Rasenmäher halten die Wiesen kurz.
Nur die Gaststätten an den Fließen sind noch etwas verschlafen. Selten verirrt sich ein mutiger Aprilpaddler an die Anlegestellen und auch Radfahrer sind noch einigermaßen selten. An Wotoschka und Polentzschänke, wo sonst Geträller, Geschnatter und Geschirrgeklapper herrscht, sitzen wir als beinahe einzige Gäste und genießen die Ruhe des Waldes und des plätschernden Wassers.
Lediglich in Lehde, dem Museumsdorf mitten im Spreewald, herrscht der übliche, wenn auch noch verhaltene Andrang an Besuchern, die mit den Kähnen aus Lübbenau hierher gestaakt wurden, um sich bei Bier und Brause, Bockwurst und Kartoffelsalat mit einer authentisch wirkenden Kulisse beglücken zu lassen.
Die Runde endet nach knapp 60 Kilometern auf unserem Spreewaldhof, wo wir mittlerweile nicht mehr die einzigen Gäste sind. Ein frisch eingetroffenes Pärchen von der Ostsee freut sich so über die kleine Terrasse am Flüsschen, dass es uns spontan auf ein Getränk an Ort und Stelle einlädt.
Den Abend beschließt ein die Müdigkeit begünstigender Blick in das hiesige Fernsehprogramm: