Tag Archives: Skandinavien

Kleine Bucht mit großem Schiff

Da ich noch nie in Norwegen war, musste ich mir eine Menge Dinge anlesen. Ich habe in mehreren Reiseführern geblättert und dabei an eine winzige, aber entscheidende Kleinigkeit nicht gedacht: Wenn jeder Reiseführer eine besonders attraktive Angelegenheit in höchsten Tönen anpreist, kann es passieren, dass sich außer mir noch ein paar mehr Leute diesem “Geheimtipp” nähern.

Und damit Willkommen in Flåm, einem kleinen einstmals authentischen Dorf mit 400 Seelen am hintersten Ende des wunderschönen Aurlandsfjords.

Der Aurlandsfjord zählt zum Weltnaturerbe der Unesco. Dieser Titel wird Gegenden auf Grund ihrer Einzigartigkeit verliehen. Dieser schöne Fjord ist einer der schmalsten der Welt. Steil fallen die Berge ins Wasser, wild schäumend die Wasserfälle an den Hängen herab. Das Grün der Bäume spiegelt sich bei gutem Licht im Wasser wieder. Das Wasser des Fjords liebt jedoch Farbenspiele, gibt sich mal boshaft stahlgrau, mal strahlend blau oder geheimnisvoll grün. Es ist, als wäre man in Bruchtal, der Zufluchtstätte der Elben in Tolkiens Mittelerde. Im Unesco Naturerbe soll die Natur besonders geschützt werden, weil sie einmalig und besonders schön und erhaltenswert ist. Allerdings, wenn man schon so was besonders Schönes besitzt, wäre es ja auch schön, wenn ganz viel Leute staunen kommen und schön viel Geld da lassen.

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Eine Hytte am Sognefjord

Das Haus, in dem wir eine Woche untergebracht sind, ist eine hölzerne Waldhütte. Gegenüber dem Bauernhaus in Schweden, in dem wir eine Woche vorher lebten, ist es ein mächtiger qualitativer Schritt nach unten – aber das macht nichts, denn es steht am Fjord. Das Bad ist sehr klein. Man kann sich nur bei geöffneter Tür die Zähne putzen, wenn man sich nicht den Ellenbogen stoßen will und der Duschvorhang ist nichts für penible Leute. Um zum Klo zu gehen muss man das Haus verlassen und in einen Anbau wechseln, der mit Waschmaschine, Waschbecken und Kloschüssel komfortabler eingerichtet ist, als das eigentliche Bad. Die Küche ist verhältnismäßig gut ausgestattet, das Schlafzimmer nicht. Es ist eng, klein, hat ein Regal, keine Schränke und nur gedämpftes Oberlicht, was in den hellen Sommernächten ein Vorteil ist, wie ich feststellen kann. Aber das macht auch nichts – denn das Haus steht am Fjord. Eine Terrasse wird von einer großen Linde beschattet, die vor dem Haus steht, einer Linde die gleichmäßig aus drei Stämmen gewachsen ist und im ständigen Wind ihre Blätterpracht schüttelt, wie ein Modell für Haarshampoo.

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Die Stabkirche von Hopperstad

In Vikøry brennt nicht gerade die Luft. Zwar ist Vikøry das Verwaltungszentrum der Kommune Vik I Sogn auf der südlichen Seite des zentralen Sognefjords und mit seinen 1100 Einwohner so etwas wie die Hauptstadt der Region, aber von einem quirligen regionalen Hotspot ist der Ort soweit entfernt, wie Neustadt an der Dosse. Ein kleines Einkaufszentrum liegt zentral neben dem einzigen Hotel des Ortes. Darin befindet sich ein Spar, ein Fachverkaufsbereich für Alkohol, den ich aber nur im geschlossenen Zustand gesehen habe, eine Apotheke, sowie ein kleiner Laden für Strick- und Handwerkszeug, nebst Verkaufsregal für Schreibwaren, Bücher und Magazine. Eine freundliche alte Dame bedient darin mit rudimentären Englischkenntnissen. Postkarten verkauft sie, für Briefmarken schickt sie mich jedoch in die Post, die sich im Kellergeschoß des anderen zweiten kleinen Einkaufspunktes im Ort, gleich auf der anderen Straßenseite befindet. Die Post und der ebenfalls im Keller des Coopmarktes befindliche Eisenwaren-, Angel- und Sportbedarfladen hat aber nur Wochentags bis ca. 16:00 Uhr auf.
In Vikøry hält ein Schnellboot, das einen jeden Morgen um kurz nach acht nach Bergen schippert. Dreieinhalb Stunden benötigt sie für die knapp 180 km über den Fjord und durch die vorgelagerten Inseln.

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Übers Vikafjell nach Vik i Sogn

Douglas Adams formulierte in seinem großen Essay über das Leben, das er als Reisebuch unter dem Titel: Die Letzten Ihrer Art” wenige Jahre vor seinem viel zu frühen Tod schrieb, einen Satz über Neuseeland: „Würde man ganz Norwegen nehmen, es ein bisschen durchkauen und alle Elche und Rentiere rausschütteln, es dann zehntausend Meilen weit um die Welt schleudern und mit Vögeln auffüllen, wäre das Zeitverschwendung, weil es ganz offensichtlich schon jemand anders getan hat.“ Adams spielte auf Fjordland an, eine Region im Süden Neuseelands, die er seinerzeit besuchte. Tatsächlich hat wohl jemand bereits kräftig geschüttelt und gekaut, denn Elche sind auch hier in Norwegen keine zu sehen. Aber die Fjorde sind da, groß, Ehrfucht einflößend und mit den aus den Wassern aufsteigenden Berghängen von einer Majestät, die einen den Mund verschließt oder offen stehen lässt – je nach Neigung. Ich bin ja nicht schwer zu beeindrucken, aber ehrlich, ich bin schwer beeindruckt angesichts dieser kurzer Distanzen, in denen man von Meereshöhe Null auf 1000 Meter hochschnellen muss.

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Anreise nach Norwegen

Über Norwegen muss man nicht viele Worte verlieren.
Allerdings wären ein paar “Ahs” und “Oooh’s” oder auch “Du meine Güte” ganz angemessen.

Man muss aber auch erstmal ankommen, denn auch Norwegen wirkt um so größer, umso geringer die Geschwindigkeit ist, mit der man sich auf den langen Straßen bewegt. Und zu den imposanten Ecken des Landes ist es oft ein weiter Weg.

Die letzte Straße, die wir in Schweden benutzen ist schnurgerade und geht langsam durch ein Waldgebiet bergauf. Irgendwann gibt es ein unbedeutendes Hinweisschild, das mich nach links weist. Ein kurzes Stück von etwa einem halben Kilometer Länge bleibt die Straße auf einem Höhenniveau, dann weist mich ein weiteres Hinweisschild wieder nach links. Ich bin in Norwegen, wie ich am durchgestrichenen O auf dem Verkehrsschild entnehme. Die Straße führt mich nun wieder bergab, schnurgerade. Sie läuft parallel zu der, die ich in Schweden gerade hochgefahren bin.

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Heute Elche

Heute werde ich Elche sehen.
Was mich da so sicher macht?
Ich besuche einen Zoo.

Egal welches Land der Welt man betrachtet, überall gibt es Orte in denen Tiere als Namensgeber eine besondere Rolle spielen. Meist liegt es an der Häufigkeit, mit der sie in der Gegend auftauchen oder man bezieht sich auf eine Geschichte, die die Entstehung des Ortes begründet. Mir fallen da Orte ein, wie Eberswalde, Heringsdorf oder Bärlin. In vielen Fällen, sitzt das namensgebende Tier im Wappen. So auch in Järvsö, in Mittelschweden.
Der Järv ist ein großer Marderhund oder auch Marderbär.

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Auf dem Wikingerboot

In Delsbo gibt es eine zentrale Einkaufsmeile. Na, besser einen Parkplatz, um den sich zwei Supermärkte, ein Baumarkt und ein Antiquitätenladen drängen. Im weiteren Umfeld finden sich auch noch eine Tankstelle und eine Pizzeria. Im örtlichen Ica-Markt ist noch etwas einzukaufen, was wir bei Lidl vergessen haben. Die Märkte haben hier jeden Tag offen, Samstags und Sonntags aber nur bis 21:00 Uhr. Während unsere Tochter mal eben schnell bei ICA reinspringt, stehen wir vor dem Laden und werden von einem Pärchen angesprochen, das gerade aus einem Auto gestiegen ist.
“Sie müssen die Eltern sein”, spricht uns die Frau auf Englisch an.

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Mit der Fahrraddraisine unterwegs

Zwischen Ljusdal und Hudiksvall am Bottnischen Meerbusen verbindet eine Bahnstrecke zahlreiche kleine Orte. Unter anderem liegt auch Delsbo an der Linie, die eine ganze Weile am südlichen Ufer des Dellensees entlangführt. Mit dem normalen Personentransport ist die Strecke seit einigen Jahren nicht mehr rentabel gewesen, deshalb hat man sie aufgegeben und dem Transportwilligen die Möglichkeit eingeräumt, selbst zu sehen, wo er bleibt. Inzwischen haben Busse die Idee übernommen, Leute für Geld von A nach B zu bringen. Die Bahnstrecke und ihre vielen kleinen bezaubernden Stationen verfielen zusehends. Trainspotter und Schienenliebhaber haben sich der Strecke vor einigen Jahren angenommen und sie liebvoll in einen Zustand versetzt, der die Dellenbahn heute als Museumsstrecke ausweist. Es gibt einen alten Schienenbus, an dem ein paar Enthusiasten herumfrickeln. Im Sommer bietet die Strecke noch eine andere Möglichkeit, dem Drang sich auf der Schiene fortzubewegen, nachzugehen. Man kann eine Fahrraddraisine mieten und sich auf der Strecke, die insgesamt knapp 50 Kilometer lang ist austoben.

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Ankunft am Dellensee – Delsbo

Wir entern in Bollnäs den örtlichen Lidl, damit wir wenigstens etwas Essbares im Gepäck haben, das wir unabhängig von der Sprache einer Verwendung zuordnen können – Butter, Brot, Marmelade, Mückenschutz ect. Danach machen wir uns auf den Weg in die Gemeinde Delsbo am Dellensee, wo ein schickes Ferienhaus auf uns wartet. Doch um dort hin zu gelangen, muss ein Hindernis überwunden werden und das ist die schwedische Art und Weise, mit Straßenreparaturen umzugehen.
In Mittelschweden sind die Winter lang und schneereich. Frost ist der natürliche Feind des Asphalts, wie wir ja aus den gemäßigten Winterperioden in Deutschland wissen. Straßenreparaturen kann man also nur sinnvoll durchziehen, wenn das Wetter einigermaßen trocken ist. Das ist in Mittelschweden meist im Sommer der Fall.

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Bollnäs – die angeblich hässlichste Stadt Schwedens

Bollnäs ist eine Stadt in der Region Hälsingland, die Region, in der wir für ein paar Tage weilen wollen. Laut unserer Tochter, die seit zwei Jahren in diesem Ort wohnt, wurde Bollnäs bereits zweimal mit dem zweifelhaften Titel “hässlichste Stadt Schwedens ausgezeichnet. Wer oder was solche Titel vergibt, konnte ich nicht herausfinden und warum man diese kleine Stadt diese Bezeichnung zumutet auch nicht. Der Ort ist nicht besonders groß und liegt an einem  See. Eine recht attraktive Kirche steht gut sichtbar in der Stadt.

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